Die Vorstellung, ein Bankkonto zu kündigen und die Bank zu wechseln, weckt bei vielen Menschen Bilder von Papierstapeln, endlosen Formularen und verpassten Zahlungen. Doch wer in Frankreich lebt oder Konten bei französischen Banken führt, kann in vielen Fällen heute deutlich entspannter an die Sache herangehen. In diesem Artikel erläutere ich Schritt für Schritt, wie Sie ein Bankkonto in Frankreich kündigen und die Bank wechseln können — verständlich, unterhaltsam und praxisnah. Ich gehe auf die wichtigsten Fallstricke ein, zeige hilfreiche Vorlagen und gebe praktische Tipps, damit am Ende alles glattläuft: vom sicheren Transfer Ihrer Daueraufträge bis zur endgültigen Kontoschließung.
Warum den Bankwechsel planen und nicht überstürzen?
Ein Bankwechsel ist mehr als ein formales Häkchen auf Ihrer To-Do-Liste. Er betrifft laufende Zahlungen, Gehaltsüberweisungen, Lastschriften, Kreditverträge und gelegentlich auch Ihre finanziellen Gewohnheiten. Wer ohne Plan kündigt, riskiert verpasste Mietzahlungen, unterbrochene Versicherungsbeiträge oder Gebühren durch abgelehnte Lastschriften. Deshalb lohnt es sich, strategisch vorzugehen: frühzeitig Informationen sammeln, ein neues Konto eröffnen, automatische Zahlungen umstellen und erst dann das alte Konto schließen. Der französische Gesetzgeber hat mit dem „service d’aide à la mobilité bancaire“ ein Instrument geschaffen, das Verbrauchern bei diesem Wechsel hilft — ein echter Gamechanger, den ich weiter unten ausführlich erkläre.
Erste Vorbereitungen: Was Sie klären sollten, bevor Sie kündigen
Bevor Sie den großen Schritt wagen, sollten Sie Ihre Kontobewegungen prüfen und eine präzise Bestandsaufnahme machen. Stellen Sie sich vor, Ihr Konto ist ein kleines Orchester: Banken, Arbeitgeber, Energielieferanten, Versicherungen und Streamingdienste sind die Musiker. Wenn einer seine Noten nicht erhält, entsteht Chaos. Folgende Schritte helfen Ihnen, das Orchester wieder einzustimmen.
Schritt 1: Übersicht schaffen — alle Zahlungsströme auflisten
Machen Sie eine vollständige Liste aller regelmäßigen Zahlungsein- und -ausgänge. Dazu gehören:
- Gehalt oder Rentenzahlungen (Name des Arbeitgebers oder Zahlungspflichtigen)
- Lastschriften (prélèvements automatiques) — z. B. Strom, Wasser, Miete, Internet
- Daueraufträge (virements permanents) — z. B. Sparpläne, Unterhaltszahlungen
- Karten (Carte bancaire) und damit verbundene Abonnements
- Kredite, Hypotheken oder Leasingverträge
- Sparbücher, Termingelder, Wertpapierdepots
Notieren Sie Betrag, Intervall, Empfänger und seit wann die Zahlung besteht. Einige Banken bieten Monats- oder Jahresauszüge, in denen sich diese Informationen bequem finden lassen.
Schritt 2: Benötigte Unterlagen sammeln
Bereiten Sie folgende Dokumente vor — sie werden bei Kontoeröffnungen und bei der Kommunikation mit beiden Banken (alt und neu) benötigt:
- Identitätsnachweis (Personalausweis oder Reisepass)
- Aktueller Adressnachweis (z. B. Rechnung oder quittierte Steuerbescheinigung)
- Letzte Gehaltsabrechnung oder Nachweis über regelmäßige Einnahmen
- Ihr aktueller RIB (Relevé d’Identité Bancaire) / IBAN und BIC
- Liste der Lastschriften und Daueraufträge
Mit dieser Vorbereitung reduzieren Sie unnötige Rückfragen und Verzögerungen erheblich.
Das französische Mobilitätsservice verstehen — der einfachste Weg
Eine Besonderheit in Frankreich ist der sogenannte „service d’aide à la mobilité bancaire“. Dieser Service wurde eingeführt, um den Kontowechsel zu erleichtern: Die neue Bank übernimmt auf Wunsch die Aufgabe, die bestehenden Lastschriften und Daueraufträge vom alten Konto zum neuen Konto umzuleiten und betroffene Zahlungsempfänger zu informieren. Diese Dienstleistung gilt in der Regel für einen Zeitraum von 13 Monaten nach Kontoeröffnung und ist für Verbraucher im Rahmen der üblichen Bedingungen kostenlos oder kostengünstig.
Was genau macht der Mobilitätsservice?
Die neue Bank sendet standardisierte Mitteilungen an diejenigen Stellen, die regelmäßige Zahlungen einziehen oder überweisen. Sie informiert sie über Ihre neue Bankverbindung (IBAN) und fordert sie auf, künftige Zahlungen auf das neue Konto umzubuchen. Praktisch: Sie müssen nicht jede Versicherung oder Versorgungsfirma selbst kontaktieren — die neue Bank übernimmt das auf Grundlage Ihrer Liste.
Wichtig zu wissen:
- Die Mobilität umfasst in der Regel lastschriftbasierte Zahlungen (prélèvements) und eingehende Überweisungen.
- Verträge (z. B. laufende Kredite) werden nicht automatisch übertragen — hier ist direkter Kontakt erforderlich.
- Fehlerhafte oder unvollständige Listen verlängern den Prozess: Prüfen Sie die Liste also gründlich.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Konto eröffnen, zahlen umstellen, altes Konto kündigen
Hier kommt die praktische Reihenfolge, die den Wechsel so einfach wie möglich macht. Folgen Sie diesen Schritten so, wie sie unten nummeriert sind.
Schritt 1: Neue Bank sorgfältig auswählen
Vergleichen Sie Konten nach Gebühren, Kartenangebot, Konditionen für internationale Überweisungen (falls relevant), Online-Banking-Funktionen und Kundenservice. Achten Sie auf Sonderaktionen für Neukunden (z. B. Prämien), aber lassen Sie sich nicht nur davon blenden. Prüfen Sie außerdem Bewertungen und Öffnungszeiten der Filialen, falls Ihnen persönlicher Kontakt wichtig ist.
Schritt 2: Neues Konto eröffnen
Bei Eröffnung des neuen Kontos benötigen Sie die oben genannten Dokumente. Viele französische Banken bieten mittlerweile eine Online-Eröffnung an. Sobald Ihr neues Konto aktiv ist, erhalten Sie einen neuen RIB (IBAN/BIC). Notieren Sie dieses Dokument — es ist Ihr Schlüssel für alle Umstellungen.
Schritt 3: Mobilitätsservice beauftragen oder manuell informieren
Entscheiden Sie, ob Sie den Mobilitätsservice Ihrer neuen Bank nutzen möchten. Wenn ja:
- Geben Sie Ihrer neuen Bank die Liste aller Belastungen und Gutschriften.
- Autorisierten Sie die neue Bank, die Mitteilungen zu versenden (meist per unterschriebenem Formular oder Online-Bestätigung).
- Die neue Bank informiert die Zahlungsempfänger und stellt sicher, dass die künftigen Lastschriften/Überweisungen auf das neue Konto gehen.
Wenn Sie den Service nicht nutzen, informieren Sie jeden Zahlungspartner selbst schriftlich oder online über Ihre neue IBAN.
Schritt 4: Kontrolle und Testphase
Nach der Umstellung ist es wichtig, die ersten Monate genau zu beobachten:
- Prüfen Sie, ob Gehalt und andere Einnahmen korrekt eingehen.
- Vergleichen Sie Abrechnungen, um sicherzustellen, dass Lastschriften ordnungsgemäß abgebucht werden.
- Behalten Sie beide Konten parallel, bis Sie sicher sind, dass alle Zahlungen korrekt umgestellt wurden.
Empfehlung: Lassen Sie das alte Konto mindestens 2–3 Monate bestehen, besser 6–12 Monate, um mögliche vergessene oder intermittierende Belastungen zu erfassen.
Schritt 5: Letzte Schritte vor der Kündigung des alten Kontos
Bevor Sie das alte Konto schließen:
- Klären Sie alle ausstehenden Lastschriften und Daueraufträge.
- Stellen Sie sicher, dass eingehende Zahlungen korrekt auf das neue Konto geleitet werden.
- Binden Sie evtl. Schecks (chèques) oder Karten (Carte bancaire) aus dem alten Konto aus.
- Heben Sie ggf. wichtige Kontoauszüge für Ihre Unterlagen auf.
Die Kontokündigung formulieren: Musterbrief und Hinweise
Wenn alles umgestellt ist, können Sie das alte Konto formell kündigen. Viele Banken akzeptieren auch eine Kündigung online oder per E-Mail, manche verlangen jedoch ein unterschriebenes Schreiben. Hier eine praktische Vorlage in französischer Sprache (die Banken in Frankreich bevorzugen oft französische Schreiben), gefolgt von einer kurzen deutschen Erklärung.
Vorlage: Lettre de clôture de compte (Französisch) — Musterbrief
Objet : Demande de clôture de compte bancaire
Madame, Monsieur,
Je vous prie de bien vouloir procéder à la clôture de mon compte bancaire numéro [NUMÉRO DE COMPTE / IBAN] et de transférer le solde restant au compte suivant : [NOUVEL IBAN].
Je vous remercie de bien vouloir m’adresser une confirmation écrite de la clôture ainsi que le relevé final de compte.
Je vous prie d’agréer, Madame, Monsieur, l’expression de mes salutations distinguées.
[Nom et prénom]
[Adresse]
[Date et signature]
Ersetzen Sie die Platzhalter durch Ihre Daten. Senden Sie das Schreiben per Einschreiben („lettre recommandée avec avis de réception“), wenn Sie rechtliche Sicherheit wünschen.
Wichtige Hinweise zur Kündigung
- Fordern Sie eine schriftliche Bestätigung der Kontoschließung und einen letzten Kontoauszug an.
- Bei gemeinschaftlichen Konten benötigen in der Regel alle Kontoinhaber ihre Zustimmung.
- Wenn ein Girokonto mit einem Kredit (z. B. Überziehungslinie oder Kreditkarte) verknüpft ist, sprechen Sie zuerst mit der Bank — eine Kündigung ist nicht möglich, solange Verbindlichkeiten bestehen.
- Bewahren Sie alle Belege und Schreiben mindestens mehrere Jahre auf, bis alle steuerlichen oder administrativen Fragen geklärt sind.
Spezialfälle: Kredite, Sparkonten, Schecks und Karten
Nicht alles auf Ihrem alten Konto lässt sich mit einem einfachen Formular umziehen. Hier sind die häufigsten Spezialfälle und wie Sie damit umgehen.
Kredite und Hypotheken
Kreditverträge bleiben in der Regel beim Kreditgeber, bis sie vollständig getilgt sind. Optionen:
- Sie behalten den Kredit bei der alten Bank und wechseln nur das Girokonto.
- Sie verhandeln mit der neuen Bank eine Umschuldung (reprise de crédit), was oft eine Bonitätsprüfung und neue Konditionen bedeutet.
Eine Umschuldung kann sinnvoll sein, wenn Ihre neue Bank bessere Zinssätze anbietet. Lassen Sie sich die Konditionen schriftlich geben und prüfen Sie eventuelle Vorfälligkeitsentschädigungen.
Sparbücher und Festgeld
Termingelder (placements à terme) oder Sparbücher müssen in der Regel separat gekündigt oder übertragen werden. Prüfen Sie Laufzeiten und Kündigungsfristen — manchmal ist ein vorzeitiger Zugriff mit Verlusten oder Gebühren verbunden.
Karten, Schecks und Lastschriften
Sperren Sie alte Karten nach der Umstellung und vernichten Sie nicht mehr gültige Schecks. Erstellen Sie eine Liste aller Karten, die gekündigt oder übertragen werden müssen. Manche Banken verlangen die Rückgabe von Karten vor der Kontoschließung.
Praktische Tabellen und Checklisten
Hier sind zwei strukturierte Tabellen und eine nummerierte Checkliste, die Ihnen bei der Organisation helfen. Nutzen Sie sie als Vorlage, die Sie persönlich anpassen können.
Tabelle 1: Vergleichskriterien für die Auswahl der neuen Bank
Nr. | Kriterium | Warum es wichtig ist | Wie prüfen |
---|---|---|---|
1 | Kontoführungsgebühren | Regelmäßige Kosten beeinflussen Ihre Haushaltsrechnung | Preislisten der Bank, Kundenbewertungen |
2 | Karten- und Transaktionsgebühren | Besonders bei Reisen oder Online-Einkäufen wichtig | AGB lesen, Gebührenrechner |
3 | Service Mobilité bancaire | Erleichtert den Wechsel enorm | Bei der Bank erfragen, schriftlich bestätigen lassen |
4 | Online-Banking und App | Schneller Zugriff und Kontrolle über Zahlungen | App-Bewertungen, Demo, Funktionen prüfen |
5 | Filialnetz / Kundendienst | Wichtig bei komplexen Anliegen oder für persönliche Beratung | Filialstandorte, Öffnungszeiten, Sprachoptionen |
Tabelle 2: Checkliste Kontowechsel — Ihre persönliche Übersicht
Nr. | Aufgabe | Status (Offen / In Arbeit / Erledigt) |
---|---|---|
1 | Neue Bank ausgewählt | Offen |
2 | Neues Konto eröffnet | Offen |
3 | Mobilitätsservice beauftragt / Zahlungspartner informiert | Offen |
4 | Alte Karten gesperrt | Offen |
5 | Altes Konto formell gekündigt | Offen |
Fehler vermeiden: Die häufigsten Fallen beim Bankenwechsel
Auch mit guter Vorbereitung schleichen sich manchmal Fehler ein. Hier sind die häufigsten Fallen und wie Sie sie vermeiden können.
Vergessenes Abonnement
Viele Abonnements werden jährlich abgebucht oder unregelmäßig. Lösung: Prüfen Sie mindestens 12 Monate Kontoauszüge oder lassen Sie den Mobilitätsservice 13 Monate laufen, um solche Fälle abzudecken.
Unterschätzte Fristen
Termingelder oder Festzinssparverträge haben oft feste Laufzeiten. Kündigungen können mit Kosten verbunden sein. Lösung: Prüfen Sie Vertragsbedingungen vor der Konto-Auflösung.
Nicht vollständig ausgeglichene Konten
Manchmal gibt es noch Lastschriften in der Warteschlange. Schließen Sie das alte Konto erst, wenn Sie sicher sind, dass keine Belastungen mehr offen sind — oder halten Sie einen Puffer bereit.
Praktische Tipps für einen stressfreien Wechsel
Zum Abschluss noch einige Alltagstipps, die den Wechsel entspannter machen:
- Dokumentieren Sie jeden Schritt schriftlich oder per E-Mail und bewahren Sie Kopien auf.
- Nutzen Sie die elektronische Kommunikation, aber behalten Sie eingeschriebene Briefe für formelle Kündigungen.
- Planen Sie genug Zeit ein — auch wenn vieles online geht, können Rückfragen entstehen.
- Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie persönlich mit einem Berater beider Banken.
- Nutzen Sie Apps zur Ausgabenanalyse, um vergessene Belastungen leichter zu finden.
Vorlagen-Quicklist (nummeriert und beschriftet)
- Vorlage Kündigung auf Französisch (siehe oben)
- Kurze E-Mail an Arbeitgeber: Bitte um Änderung der Gehaltsüberweisung (inkl. IBAN)
- Formular für Mobilitätsservice (wird von der neuen Bank bereitgestellt)
- Sperr-Formular für alte Karten
- Formular zur Übertragung von Sparprodukten (bei Bedarf mit Bank klären)
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Gibt es Kosten für den Kontowechsel?
In vielen Fällen ist der Basisservice kostenfrei, insbesondere wenn die neue Bank den Mobilitätsservice anbietet. Prüfen Sie aber versteckte Gebühren wie Kontoführungsgebühren, Gebühren für ausgehende SEPA-Überweisungen ins Nicht-EUR-Ausland oder Kosten für spezielle Dienstleistungen.
Wie lange dauert ein kompletter Wechsel?
Die Kontoeröffnung kann in Tagen erfolgen, wenn online, manchmal sofort. Der vollständige Wechsel inklusive aller automatischen Umstellungen kann bis zu 13 Monate abdecken (der Mobilitätsservice deckt üblicherweise 13 Monate ab). In der Praxis sollten Sie mindestens 2–3 Monate (besser 6–12) parallel arbeiten.
Was, wenn meine alte Bank die Kündigung ablehnt?
Eine Bank kann die Schließung verweigern, wenn noch Verbindlichkeiten bestehen. Klären Sie offene Kreditlinien, negative Salden oder Lastschriften. Falls es Streit gibt, fordern Sie eine schriftliche Begründung an und erwägen Sie eine Schlichtungsstelle (médiateur bancaire) in Frankreich.
Zusammenfassung der wichtigsten Schritte
Kurz und bündig: 1) Bestandsaufnahme erstellen, 2) Neue Bank sorgfältig auswählen und Konto eröffnen, 3) Mobilitätsservice nutzen oder Zahlungspartner informieren, 4) Übergangsphase überwachen, 5) Altes Konto formell kündigen und Bestätigung einholen. Mit diesem Plan minimieren Sie Stress und vermeiden finanzielle Überraschungen.
Schlussfolgerung
Ein Bankwechsel in Frankreich ist heute dank gesetzlicher Angebote wie dem Mobilitätsservice deutlich einfacher als früher, vorausgesetzt, Sie planen strukturiert und behalten alle Zahlungsflüsse im Blick. Mit einer gründlichen Vorbereitung, der sorgfältigen Auswahl einer neuen Bank und dem bewussten Einsatz des Mobilitätsservice lassen sich viele Probleme vermeiden: verpasste Zahlungen, unnötige Gebühren und bürokratische Schleifen. Nehmen Sie sich die Zeit für eine saubere Bestandsaufnahme, nutzen Sie die Vorlagen und Checklisten und gehen Sie Schritt für Schritt vor — dann wird der Wechsel nicht nur machbar, sondern fast schon angenehm. Viel Erfolg beim Wechsel Ihrer Bank!
Neueste Kommentare